Meine Persönlichkeit und ich

Ich muss wohl etwas unverhofft beginnen: I’m back to the Apps!
Dort kam ich auf vielen Profilen mit Meyer-Briggs-Codes in Berührung, nach gut einer Dekade das erste Mal in dieser Quantität. Viele Singles schreiben ihr Ergebnis mit ins Profil, quasi neben Sternzeichen und Körperform. Daraufhin nahm ich mein ENTJ – vor Keks Jahren gemacht – mit auf und merkte einmal mehr, dass ein E am Anfang steht.

Ich habe dieses E für extrovertiert irgendwie all die Jahre nicht hinterfragt, ihr kennt vielleicht meinen Buchmesse-Slogan: »Während der Buch-Berlin bin ich extrovertiert.« Das restliche Jahr verbringe ich mit Menschen, die mir bekannt und ein sicherer Raum sind.
Nun ist es aber so, dass Buchmessen für mich einfach so ein safe Space ist. Ich bin unter meinesgleichen und habe normalerweise keine Anfeindungen zu befürchten – es ist doch krass, dass ich und viele andere Menschen diese Umstände als etwas Besonderes hervortun.
Sollte es nicht eher der Normalzustand sein, dass wir uns sicher fühlen?
Realität und Utopie clashen hier sehr, das ist mir bewusst, liebe Leute. Aber wie sollen wir uns selbst bewerten und entfalten, wenn wir die meiste Zeit im Survival-Mode sind? Ein Modus, den ich aus verschiedenen Gründen in den letzten beiden Dekaden (!) oft nicht verlassen konnte.

Seitdem ich selbstständige bin, merke ich jedoch immer mehr, wie ich buchstäblich zu meinem wahren Selbst zurückfinde. Und offenbar bin ich eine aufgeschlossene, fröhliche Person! Ich ziehe Energie aus der Begegnung mit Menschen - wenn diese mir schaden wollen, wie es früher leider immerzu zu befürchten stand, ist es kein Wunder, dass ich danach Zeit für mich brauche.
Bin ich jedoch mit Gleichgesinnten zusammen, sieht es ganz anders aus. Vereinsmitarbeitende, Schreibende und Kunstschaffende, die mich auf Messen oder bei Stammtischen erleben, kennen eine vollkommen andere Frau als z. B. mein damaliger Vorgesetzter, der es für nötig erachtete, seine schlechte Laune an mir auszulassen.

 

Je mehr ich aus der kapitalistischen Gehirnwäsche aufwache, desto mehr sehe ich, was alles in diesen Jahren furchtbar, furchtbar schief gegangen ist. In mir war stets eine tiefe Sehnsucht nach Hoffnung, Liebe und Sicherheit – meine Romane zeigen dies allzu deutlich.

Es sollte normal sein, dass wir uns sicher fühlen, es sollte immer so sein, dass wir glücklich sind. Wie viele dieses Privileg nicht genießen, ist mir allzu bewusst, lerne ich doch gerade erst, was möglich ist, wenn ein Mensch die eigene wahre Natur wiederfindet. Es macht mich ungeheuer traurig, um all die verlorenen Kapazitäten und Möglichkeiten und auch empfinde ich großes Mitgefühl mit meinen Mitmenschen. Ebenso bin ich unglaublich dankbar, dass mir ein anderer Weg vergönnt ist.

Ich werde sehen, wie ich mich in den nächsten Jahren entwickle, mein Meyer-Briggs-Ergebnis zu lesen und nicht mehr zu denken: »Schön wär`s!«, ist jedoch ein sehr guter Anfang.
Wir lesen uns!

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