Freitagmorgen zog ich mir den Blazer an, in dem ich so seriös aussehe und als meine Wirtin mich in der Kluft sah, sagte sie: »Claudi geht reiten!«, noch ehe ich die Stiefel angezogen hatte!
Also ging es für mich sehr pünktlich zum Hallenser Hauptbahnhof, wo ich mir erst einen Kaffee jagte, dann dank meiner aggroberliner Ellenbogen einen Sitzplatz in der total überfüllten S5X zum Leipziger Messegelände erkämpfte und mich dieses Jahr nicht ganz so damenhaft zum Messestand des Verlagshauses el Gato in Halle 2 durchdrängelte.
Dort gab es eine Lucie Müller zum Umarmen und den zweiten Band ihrer Kriegssinfonie zu bewundern. La Gata famosa trudelte (ohne Kaffee) ein, hatte noch ein paar einweisende Worte für mich übrig, ehe die ersten Kunden kamen und beraten werden wollten. Brav verkaufte ich (auch) die Bücher meiner Kollegen, pries Neuzugänge an, verteilte Leseproben, die wir dieses Jahr in großer Auswahl besaßen. Ebenso meine Ankari aus Zimazans hatte dieses Mal welche, und denen schenkte ich natürlich meine allergrößte Aufmerksamkeit. Besonders auffällig: Wegen meines seriösen Blazers wurde ich immer wieder für die Chefin gehalten und das nutzte la Gata gerne, um mal durchatmen und sich setzen zu können.
Dann wurde es für mich äußerst aufregend: Ich zog in Halle 5 (!), wo ich Gespräche mit zwei Verlagen hatte!! (Was dabei herauskam, berichte ich an anderer Stelle, sobald alle meine Pferdchen im trockenen Stall sind.)
Sodann hieß es für mich auch schon fast wieder Abschied nehmen, da ich in meiner deutschen Pünktlichkeit natürlich rechtzeitig zurück nach Halle/Saale fahren wollte, um meine Lesung in der Stadtbibliothek anzugehen.
Frau Borth begrüßte mich in der 360° die jugendmediathek mit einem perfekt vorbereiteten Raum. Man testete mit mir den Beamer, kochte mir Wasser, weil das am besten wirkt für meine Vorlesestimme, und war allgemein total lieb zu mir. Wohlig umsorgt und gepampert zeigte ich dem bunt gemischten Publikum zuerst den Trailer zu Zimazans und las ihnen dann eine ganze Weile aus ebendiesem Buch vor. Das machte ich offenbar so fein, dass ich von Frau Borth als Dankeschön ein wunderschönes Halloren Kugeln Geschenkset überreicht bekam, über das ich mich wie ein Schneekönig freute. Außerdem können sich Bibliotheksmitglieder nun Zimazans in der Stadtbib Halle ausleihen!!
Ich gab mir große Mühe, pünktlich ins Bett zu gehen, um für den folgenden bekanntlichen Großkampftag fit zu sein. Ratet, ob ich das geschafft habe!
Samstag: Dank meiner Berliner Ellenbogen ergatterte ich auch heute wieder einen Sitzplatz in der Express-Sardinendose zwischen Halle und Leipzig Messe. Auf aggro umzuschalten, war aber gar nicht so leicht, weil die nette Kaffeetante mich zuvor wortwörtlich gefragt hatte: »Und was bekommen Sie Schönes?«, und überhaupt in so feinem breiten Hallenser Deutsch geredet hatte, dass mir ganz warm um mein Herzelein wurde.
Die Glashalle des Messegebäudes war bereits um 11 Uhr überfüllt und schrill laut. Nur der hintere Tunnel führte in Halle 2, sodass ich mich zum Verlagsstand durchstehen musste - also schon genervt war, ehe ich ankam.
Aber Susanne Leuders war auch da, riss mich sofort in ihre Arme und da ging es mir besser. Sie hatte den dritten Band der Entenya Saga dabei, der gleichzeitig das Finale der Trilogie ist, und war verständlicherweise mächtig stolz.
Insgesamt hatte ich mich am Samstag nur etwa 10 Minuten vom Stand K301 wegbewegt, Toilettenbesuche und Händewaschen inbegriffen. Wir hatten so viel zu tun (zu Hallesch: Gerammel), dass ich auch nur ein paar Fotos schießen konnte, kaum etwas aß und noch weniger trank. Um 17.30 Uhr leistete ich mir endlich einen Crêpe, meine erste warme Mahlzeit an dem Tag.
Kurz vor Schluss bekam ich einen Überraschungsbesuch von entfernten Verwandten, danach schoss ich abschließend mein Feierabend-Selfie.
Mein Fazit: Wie jedes Jahr war die Leipziger Buchmesse spannend, anstrengend und inspirierend. Ich bin gespannt auf die Ergebnisse aller Nachwehen und freue mich selbstredend auf die LBM16.
Noch mehr Fotos?