Mein erster Tag in Brüssel!
Belgien begrüßte mich auf der Dienstleistungsebene erst mal mit einem saftigen Schlag in meine deutsch-verwöhnte Fresse - ich stellte einmal mehr fest, auf wie hohem Niveau ich bisher jammerte.
Nachdem es mir aber schlussendlich gelungen war, vom Flughafen in die Innenstadt zu kommen, einen Arbeitstag abzuleisten, mein Hotelzimmer zu beziehen, mein W-LAN und dann die belgische Dusche
zum Laufen zu bringen, suchte ich mir einen winzigen Lebensmittelladen. Können Sie sich vorstellen, wie sehr sich unsereins über u.a. deutsch beschriftete Packungen freuen kann? Und über
Körnerbrot? Im Radio lief Diskomusik - französisches Geschrammel - sodass meine Hüften von allein begannen zu schaukeln. Mit meiner Beute ging ich an die Kasse, wo sich sogleich drei männliche
Kassierer drängten, mich zu bedienen. Sie sahen meine Tasche (berlinbeschriftet, was sonst) und Noé fragte darauf, ob ich kürzlich in Deutschland im Urlaub war. Ich stotterte erschrocken zurück,
dass ich von dort komme und eine Woche in Brüssel bin, um hier zu arbeiten. Erst hatte ich Angst, sie würden jetzt irgendwas Beleidigendes sagen (die intensive Recherche europäischer Geschichte
der letzten 100 Jahre geht an niemandem spurlos vorbei). Doch ich wurde eines Besseren belehrt, denn offenbar galt ich für sie als hoch-exotisch.
Marcel schnalzte nämlich mit der Zunge (!!) und sagte irgendetwas, was sich verdammt nach Flirten anhörte. Die anderen beiden stimmten ein, machten mir schöne Augen und vergaßen mein Brot (echtes
Roggenmisch!) zu bonieren. Ich glaube, sie wollten mit mir tanzen gehen (meine Hüften erstarrten vor Schreck), aber ich windete mich in aller Bescheidenheit heraus.
Völlig verdattert verließ ich das Geschäft und schwebte ins Hotel zurück.