Anders als bei meinen Eltern hatte ich gegenüber meinem Bruder nie das Gefühl, dass seine Liebe zu mir an Bedingungen geknüpft war.
Egal ob, ich ihm seine Schokolade wegaß, einschlief, wenn er mir völlig enthusiastisch aus seinem Physikbuch vorlas oder ob ich richtig, also so richtig Mist gebaut hatte! Die für mich bestimmte
Zärtlichkeit in seinen Augen nahm niemals ab, stets konnte ich mir seiner innigen Zuneigung sicher sein. Ich hatte nicht einmal das Gefühl, ungenügend zu sein, obwohl ich in den Fächern die ihm
liegen, regelmäßig mangelhafte Noten bekam. Das ist sonst noch niemandem geglückt.
So kann ich heute guten Gewissens behaupten: Mein großer Bruder hat mich für weniger kluge Männer, deren Liebe zu mir nicht gleichwertig intensiv ist, verdorben.
Und ich liebe ihn dafür!